Während wir heutzutage bis ins letzte Detail Aufklärung und Rat bzgl. unserer menschlichen Ernährung finden, werden Informationen und Hintergründe über Herstellung und Bestandteile der Nahrung unserer vierbeinigen Freunde nahezu stiefmütterlich behandelt. Im Folgenden lesen Sie einen Fachbeitrag von Frau Dr. med. vet. Jutta Ziegler, die diese Informationslücke ein wenig schließen möchte:
Warum sollten Hunde und Katzen heutzutage mit roher Nahrung gefüttert werden, wenn es doch angeblich so „hochwertiges“ Fertigfutter gibt, das alles beinhalten soll, was die Tiere brauchen? In dem Satz „Da ist doch alles drin, was Hund und Katze brauchen“, liegt ein kardinaler Irrtum vor:
DA IST VOR ALLEM DAS DRIN, WAS HUND UND KATZE NICHT BRAUCHEN!
Französischen Tierfutterherstellern wurde Mitte der 1990er Jahre nachgewiesen, dass sie Klärschlamm aus den werkseigenen Anlagen im Tierfutter verarbeiteten. Seitdem regelt ein Gesetz die Verwendung von Kot etc. im Tierfutter. Es wird zwar kein Klärschlamm mehr verwendet, doch die Rohstoffe, die zum Einsatz kommen, sind nicht weniger übel.
Leider kann man bis heute auf den Hochglanzverpackungen der verschiedenen Tierfutterhersteller die Herkunft der Fleischmehle nicht herauslesen. Fakt ist: Alle großen Hersteller arbeiten mit Fleischmehlen der Kategorie 3. Dies bedeutet: Es werden Schlachtkörperteile verarbeitet, die eigentlich noch genusstauglich sind, aber aus kommerziellen Gründen für den Menschen nicht mehr verwendet werden dürfen. Darunter fallen Knochen, Fette, Schwarten und jene Teile, die „noch keine Anzeichen einer übertragbaren Krankheit“ aufweisen sowie Häute, Hufe, Klauen, Pelze, Schweineborsten und Federn. Daraus wird das Futter für unsere Heimtiere gemacht!
Dieses Material an sich ist laut Gesetz unverzüglich zu eliminieren oder aber als Rohstoff einem zugelassenen Heimtierfutterhersteller zu liefern. Die „Karkasse“ und die „Konfiskate“, wie die Schlachtabfälle im Fachjargon heißen, werden in den Tiermehlfabriken bei einem Druck von 3 Bar auf 250° Grad erhitzt und mindestens 20 Minuten im Sterilisator verkocht. Heraus kommt ein toter, völlig denaturierter Brei, in dem nicht nur alle Eiweiße, sondern auch Enzyme und Vitamine vollkommen zerstört sind. Ebenfalls eliminiert werden die für den Organismus lebensnotwendigen sekundären Nahrungsstoffe und die bioaktiven Substanzen. Diese Tiermehle werden dann zur Erzeugung von Trockenfutterpellets verwendet.
In den Tierfutterfabriken wird das Tiermehl zudem mit Abfällen aus der Getreideverarbeitung gestreckt, mit standardisierten künstlichen Vitamin- und Mineralstoffmischungen „veredelt“, mit Aminosäuren „aufgepeppt“ , mit Aromastoffen, Antioxidantien und Konservierungsstoffen versetzt und schließlich nach der Verarbeitung zu Pellets mit einem vorverdauten Lyophilisat besprüht. In den fertigen Pellets ist der Kohlehydratgehalt immer zu hoch. Die Deklarationen auf den Futterverpackungen bzgl. des sogenannten Rohproteingehaltes sind daher irreführend, da nicht zwischen tierischem und pflanzlichem Eiweiß unterschieden wird. An pflanzliche Kohlehydratträger gebundenes Eiweiß ist sowohl für den Hund als auch für die Katze schädlich, d. h. es kann nicht verstoffwechselt werden. Tierisches Eiweiß hingegen können Hunde und Katzen unbegrenzt verwerten. Die immer wieder geäußerten Bedenken einer Eiweißallergie ergeben sich somit zwangsläufig aus einer Unverträglichkeit des pflanzlichen Eiweißes welches Hunde und Katzen wider Willen vorgesetzt bekommen.
Auch bei der Erzeugung des Nassfutters aus Dosen wird gespart, wo immer es nur geht. Die sogenannten „fleischigen Brocken“ bestehen aus Soja-Pansche, die so verarbeitet wird, dass vermeintliche Fleischfaserstrukturen zu erkennen sind. Auf diesen faulen Zauber hat ein weltweit agierender Konzern, der zahlreiche Produktlinien für Tiere produziert, sogar ein Patent angemeldet! Der uninformierte Verbraucher fällt jedoch auf den Etiketten-Schwindel – im wahrsten Sinne des Wortes – herein. Tipp: Zerreiben Sie einmal einen sog. „Fleischbrocken“ zwischen Ihren Fingern und Sie werden sehen: Es bleibt nichts übrig außer Mehlstaub.
In Deutschland und Österreich ist Tiermehl relativ teuer, da das Mehl keine Bestandteile von Tieren enthalten darf, die medikamentös behandelt oder eingeschläfert wurden bzw. die zu Tierversuchen benutzt wurden. In Frankreich und Belgien hingegen darf alles zu Tiermehl verarbeitet werden, wenn dieses für die Herstellung von Hunde- und Katzennahrung bestimmt ist. Durch EU-Firmenvernetzungen gelangt so auch dieses billige und minderwertige Tiermehl sehr wohl zu deutschen und österreichischen Herstellern.
Wir alle wissen von den zahlreichen Skandalen aus der Lebensmittelindustrie, wie skrupellos zugunsten der Gewinnmaximierung mit der Gesundheit der Menschen umgegangen wird. Es ist daher leider nur logisch, dass in der Tierfutterindustrie noch unmoralischer vorgegangen wird. Das Prinzip der meisten Futtermittelhersteller folgt vor allem der Maxime: Wie ziehe ich aus den billigsten und minderwertigsten Rohstoffen den größtmöglichen Profit?
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sehr wohl Firmen gibt, die hochwertige Rohstoffe verarbeiten und schonendste Verfahren verwenden - aber deren Produkte können Sie im Discounter nicht kaufen!
Es ist aus meiner Sicht äußerst bedauerlich, dass ein sehr hoher Prozentsatz von Tierärzten Futtermittel der großen Hersteller anbietet und in der Praxis verkauft. Ob Premium- oder „Spezial-Diät“-Futter: Der Tierbesitzer füttert diese Produkte, deren Verpackung materiell betrachtet wertvoller ist als sein Inhalt, in dem guten Glauben, seinem Tier nur das Beste zu geben. Dass dieses Futter nicht artgerecht ist, den tierischen Organismus schädigt und damit Erkrankungen Grund und Boden bereitet, weiß der Tierhalter natürlich nicht. Über kurz oder lang wird sein Tier krank, man geht mit ihm zum Tierarzt und erhält neben Medikamenten und Therapien noch „spezielleres“ und teureres Futter. Diese Produkte können akute Probleme einerseits scheinbar lindern (z. B. Gewichtsreduktion), doch andererseits bereiten just diese Gaben den Nährboden für weitere Erkrankungen, die dann aber ursächlich nicht mehr in Zusammenhang mit der Verfütterung des Spezialfutters gebracht werden.
So schließt sich der Kreis und alle sind zufrieden: Futtermittelindustrie, Futterhandel, Tierärzte und Pharmaindustrie. Nur Hund und Katze nicht, denn es ist deren Gesundheit, auf deren Kosten alle vorgenannten Parteien profitieren. Und Sie als Freund und Partner Ihres Tieres? Sie leiden mit Ihrem Tier, geben sehr viel Geld aus und müssen sich im Extremfall irgendwann vorzeitig von Ihrem Liebling verabschieden, weil alle Therapien und Maßnahmen nicht mehr fruchten.
Ihnen als Verbraucher scheint die lange Liste an Inhalts- und Zusatzstoffen für die hochwertige Qualität des Futters zu sprechen. Doch just das Gegenteil ist der Fall! Alles, was zugesetzt wird, fehlt in Wirklichkeit der Rohware oder wurde bei der Verarbeitung zerstört. Wird beispielsweise DL-Methionin, eine künstlich hergestellte Aminosäure, zugesetzt, weist dies auf einen extrem geringen Fleischanteil der Rohware hin. Fructo-Oligosaccharide hingegen regeln die Darmtätigkeit und müssen dem Futter zugesetzt werden, wenn dieses schwer verdaulich ist.
Auf diese Weise werden minderwertige Produkte mit natürlichen oder künstlichen Stoffen aufgewertet. Als Zusatzstoffe sind auch die Geschmacksverstärker, Antioxidantien und Konservierungsstoffe zu nennen, von denen ganze Industriezweige leben. Antioxidantien werden eingesetzt, damit Fette nicht ranzig werden und Konservierungsstoffe beugen der bakteriellen Zersetzung der Nahrungsmittel vor.
Gerade große Futtermittel-Konzerne setzen diese Stoffe massiv ein. Ein prominenter Vertreter dieser Zunft macht z. B. überhaupt kein Geheimnis daraus, BHA (Butylhydroxyanisol - Antioxidationsmittel E 320) und BHT (Butylhydroxytoluol – Antioxidationsmittel E 321) zu verarbeiten, obwohl beide Stoffe nachweislich krebserregend und für die Lebensmittelindustrie des Menschen längst verboten worden sind.
Fazit: Die Natur kann in ihrer Vielfalt und Komplexität nach wie vor nicht kopiert werden. Das Resultat der Gabe synthetisch erzeugter Kopien zeigt sich bei den Tieren in den stetig und drastisch steigenden Erkrankungszahlen der Knochen und Gelenke (Hüftgelenkdysplasie, Ellbogendysplasie und Osteochondrosen) und dem sprunghaften Anstieg von Allergien.
Kein Organismus kann auf Dauer gesund bleiben, wenn er lange Zeit nur „tote“ Nahrung zu sich nimmt. Chemische Industriestoffe können ebenso wie Medikamente, Alkohol und Drogen direkt in das Gehirn gelangen, die Blut-Hirn-Schranke überwinden und Reaktionen auslösen, die weitreichende, negative Folgen haben - und dies gilt gleichermaßen für den Menschen wie auch das Tier.
Was tun? Füttern Sie Ihr Tier natürlich und artgerecht.
Der Hund ist ein Nachfahre des Wolfes und gehört damit zu den Raubtieren. Er ist ein Fleischfresser und sein Körper ist dementsprechend ausgelegt: Er hat kräftige Zähne zum Beute machen und zerreißen, eine starke Kaumuskulatur und einen relativ kurzen Darmtrakt. Die Verdauungssäfte des Darms sind sehr aggressiv und in der Lage, auch Knochenstücke in kurzer Zeit zu verdauen.
Die Länge des Fleischfresserdarms ist im Gegensatz zum Darm der Wiederkäuer (z. B. Kühe), der große Mengen an pflanzlicher Nahrung aufnehmen und verarbeiten muss, sehr kurz. Deshalb benötigen Fleischfresser kleine, aber hochkonzentrierte Portionen, die hauptsächlich aus Fleisch bestehen müssen. Dieses sollte niemals gekocht werden, denn dadurch wird das Eiweiß des Fleisches denaturiert und wichtige Enzyme und Vitamine werden zerstört. Gekochtes Fleisch ist „tote Energie“ für den Hund. Gibt man anstelle von Fleisch Fertigkost, verkümmern die für rohes Fleisch ausgelegten Verdauungsorgane und die Zusammensetzung der Verdauungssäfte verändert sich. Es findet eine Art Vorverdauung statt, die die Verdauungssäfte des Hundes ständig unterfordert. Auch die Geschmacksnerven des Hundes verändern sich. Tiere, die niemals rohes Fleisch bekommen haben, lehnen diese natürliche Nahrung oft ab, weil sie sie einfach nicht gewohnt sind.
Gekochtes Fleisch und Fertigkost lassen Ihren Hund zwar „überleben“, aber er – und damit auch Sie! - müssen viele Nachteile in Kauf nehmen: Seine Vitalität, seine Fellbeschaffenheit und sein Geruch sind nicht mit der Konstitution eines Hundes vergleichbar, der mit rohem Fleisch gefüttert wird. Ein „natürlich“ ernährter Hund ist aufgrund seiner intakten Darmflora deutlich resistenter gegen Wurmbefall und Infektionen und Zahnstein ist ein Fremdwort. Auch werden diese Hunde älter und sind generell gesünder als ihre mit Fertigfutter ernährten Artgenossen.
Sie werden sich sicher auch schon gefragt haben, weshalb in den letzten Jahrzehnten auch Hunde immer häufiger an Krebs erkranken und warum auch vermeintlich bestens gepflegte und gefütterte Tiere immer jünger sterben. Vor ca. 60 Jahren lag die durchschnittliche Erlebensrate unserer Hunde bei 15 Jahren. Heute hat ein Rassehund nur noch eine Lebenserwartung von sieben bis neun Jahren, Mischlingshunde etwas mehr. Die Erklärung dafür ist so einfach wie einleuchtend: Bis in die 1950er Jahre wurden Hunde meist mit Schlachtabfällen und Essensresten gefüttert. Fertigfutter gab es damals kaum und es passte auch nicht in das gesellschaftliche Verständnis, die Hunde mit extra für sie hergestellter Nahrung zu füttern.
Das „Barfen“ - biologisch artgerechte Rohfütterung - findet mittlerweile Gott sei Dank wieder mehr und mehr Anhänger. Denn die kritischen Stimmen der Gegner (die zudem meist aus den Reihen der Futtermittelindustrie und deren Wasserträgern kommen) sind schnell widerlegt. Weder ist die Rohfütterung kompliziert, noch können „Mangelerscheinungen“ entstehen, wenn man einige einfache Grundregeln beachtet.
Beim „Barfen“ sind nur einige Grundregeln zu beachten, die man schnell lernen kann und Ihr Hund wird es Ihnen mit mehr Gesundheit, Vitalität, einem längeren Leben und viel geringeren Tierarztkosten danken:
Quelle: Fachartikel von Frau Dr. med. vet. Jutta Ziegler
http://www.dr-vet-ziegler.com/